Sehr groß war das Intersse an der Informationsveranstaltung „Die Jagd ändert sich – Auswirkungen auf Natur und Kultur „im Saal des Gasthofs „d Feldwies“ in Übersee.

Wildbiologin Miller Dr. Christine stand den Besuchern Rede und Antwort. „Ohne Jagd gäbe es uns nicht“ betonte Miller mit Blick auf die Geschichte der Jagd. Vor 200 Jahren galt das Wildtier als lästiges Element in der Landschaft, Schwarz- und Rotwild schienen fast ausgerottet. 1850 folgt die erste Jagdverordnung in Bayern mit der Verpflichtung, Wildbestände nicht zu übernutzen. 1934 folgte das
Reichs- und später das Bundesjagdgesetz. Unter den Wildarten sei neben dem Feldhasen auch das Rotwild vom Aussterben bedroht.

„Der Staat hat gerde die Räumungsklage ausgesprochen“, sagte die Wildbiologin. Damit sollte die Rotwilddichte auf unter zwei Stück
pro 100 Hektar Wald reduziert werden. Bei der geringen Dichte könnten die Rehe ihr Sozialverhalten und Rudelstruktur nicht ausleben
und gerieten unter Stress. Unter Dauerstress verursache das Wild auffällige Schäden wie das Abziehen von Baumrinden. Per Gesetz stünden die Grundeigentümer jedoch in der Verpflichtung, dem Wild gesunden Lebensraum zu bieten, damit die Tiere ihr artgemäßes Sozialverhalten ausleben können. „Offensichtlich werden die Gesetze nicht eingehalten“, so Miller.

Die Jagd müsse heute effizent sein, wie die Drückjagden mit je 100 Jägern und Hunden. Vor 30 Jahren sei mit der Drückjagen begonnen worden, um in kurzer Zeit größere Beute zu machen und dafür den Tieren längere Schonzeiten zu geben. „Wo werden die zehn Wochen Ruhezeit noch eingehalten?“ fragte sie. Sie sprach sogar von einer „gezielten Ausrottungspolitik der Gamsen“, und die Schonzeit seit nun für weitere fünf Jahre aufgehoben. „Das Schutzwaldprojekt ist ein grandioses Projekt zur Vernichtung von Steuergeldern“, sagte Miller.
Der Nationalpark sei unter aktueller Leitung ein „Forsterbastelpark“. Verbiss sei eine natürliche Lebensäußerung. Verbissprozent mit Schadensprozent gleichzusetzen sei unwissenschaftlich, habe keine Vorhersagekraft für die Walddynamik und biete keinen Rückschluss auf den Wildbestand, betonte sie.

Unter dem Klimawandel werde sich der Wald ändern. „Die Jagd muss für ein artgerchtes Leben kämpfen“, sagte Miller und forderte „mehr Kompetenz in die Jagd“. Vielmehr solle sich der Forst von der lästigen Arbeit der Jagd befreien. Konrad Bauer betonte, dass der Zwist zwischen Landbesitzern und Jägern gefördert werde. Miller erinnerte an das Theßenvitz-Papier von 2008, in dem das gute Verhältnis zwischen Jägern und Jagdgenossenschaften als Hindernis für eine Veränderung der Jagd gesehen werde. Sie vermutet das bald ein neues Papier folgen werde, das das gute Verhältnis zwischen Naturschutz und Jagd stören soll.

Toni Kramer vom Hochberg, der selbst ein Revier besitzt, informierte, dass die Abschlusszahlen von Grundeigentümern und Jagdverpächtern selbst festgelegt wurde und man nun vor dem Landratsamt vorsprechen müsse. Man wolle vom Forst nicht bevormundet werden. Der Verbisszustand sei nach Meinung des Amtes zu hoch gewesesen, und die Abschlussrate wurde um zehn Prozent erhöht, erklärte er. Das Vegetationsgutachten, so Miller, gebe keine Aussage über ein Revier. Wildbestand und Sozialstruktur seien gleichwertig zu behandeln, und zu hohe Abschlusspläne seien rechtswidrig. Die Wildbiologin rief zum „zivilen Ungehorsam'“ und zum Nutzen der Rechtsmittel auf. Holzner Andreas meinte, wenn sich Jagdgenossenschaft und Pächter einig seien, sollte sich die Behörde nicht einmischen. Ein Jäger aus Piding bestätigte, dass mit dem Gutachten zur Situation der Waldverjüngung verursacht werde, Waldbauern und Jägerschaft auseinander zu manövrieren.